- Zwei Geheimnisse sind es, die am heutigen Feste gefeiert werden: die Darstellung des neugeborenen Gottessohnes im Tempel und die Reinigung Mariä.
Dem Gesetze des Moses zufolge war jede israelitische Mutter für eine bestimmte Zeit nach der Geburt eines Kindes unrein, d. h. sie durfte nicht im Tempel erscheinen. Nach Verlauf der gesetzlichen Frist mußte sie zur Reinigung ein Lamm und eine Taube oder, wenn sie arm war, zwei Tauben zum Opfer bringen; dann wurde sie vom Priester für rein erklärt und durfte wieder den Tempel betreten. Ein zweites Gesetz machte alle männlichen Erstgeborenen zum besondern und ausschließlichen Eigentum des Herrn, es befahl ihre gesetzliche Weihe an Gott und forderte als Preis für Auslösung und Rückkauf des Erstgeborenen eine bestimmte Summe Geld.
Beide Gesetze waren weder auf Jesus noch auf Maria anzuwenden. Dennoch unterwarfen sich beide diesem Doppelgesetz: der Allerheiligste, der nicht der Heiligung, und die Allerreinste, die nicht der Reinigung bedurfte.
Christus wurde im Tempel dargestellt auf den Armen Mariä: Maria ist´s, die damals schon ihren Sohn dahingab. So bekundet das Festgeheimnis die Anteilnahme Mariä am Werke der Erlösung.
Im Tempel begegnete Christus dem greisen Simeon, der ihn als Licht seines Volkes und aller Welt pries. Deshalb trägt das Fest bei den Griechen den Namen Hypapánte (Begegnung).
Mit dem heutigen Feste schließt die Weihnachtszeit im engeren Sinne.
- Die Feier dieses Tages wird in der römischen Liturgie durch eine Prozession erhöht. Diese Prozession verbleibt dem Tage, auch wenn das Fest verschoben wird. Bei der Prozession trägt man brennende Kerzen, die vorher geweiht wurden.
- Die Heimat dieses Festes ist Jerusalem. Schon gegen Ende des 4. Jahrhunderts wurde es dort 40 Tage nach dem Feste der Erscheinung, wie die Pilgerin Ätheria berichtet, hochfestlich, ja mit osterfreudigem Gepräge gefeiert. Vom Osten kam das Fest schon früh nach Rom. Im Abendland ist die Prozession Ende des 7. Jahrhunderts bezeugt, geht aber vielleicht in noch frühere Zeiten zurück. Nach dem Zeugnis des hl. Beda trug man schon im 8. Jahrhundert dabei brennende Kerzen. Seit dem 10. Jahrhundert pflegte man diese Kerzen zu weihen. Im Orient läßt sich die fromme Sitte, brennende Kerzen zu tragen, schon im 5. Jahrhundert nachweisen.
Abtei Mariawald
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