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DIE HEILIGE WEIHNACHTSZEIT


1. Mit dem hl. Advent als erwartungsvoller Vorfeier begann der Weihnachtskreis des Kirchenjahres. Den beherrschenden Mittelpunkt dieses hl. Kreises bildet das Hochfest der Geburt unsres Herrn. Dieses Fest eröffnet die Weihnachtszeit im engern, näheren Sinne. Schon nach zwölf Tagen („Heilige Zwölf“) bringt sie ein zweites Hochfest: das Fest der „Erscheinung des Herrn“ (Epiphanie). Auf die Feier dieses Festes folgt die Reihe der Sonntage nach Erscheinung. Sie bilden den letzten, absteigenden Abschnitt des weihnachtlichen Zeitraumes; ihre Zahl wechselt von Jahr zu Jahr mit dem beweglichen Osterdatum und schwankt zwischen drei und sechs Sonntagen. Das letzte Fest des weihnachtlichen Festkreises ist Lichtmeß. Es beschließt diesen Kreis endgültig in allen den Jahren, in denen der Septuagesima-Sonntag vor Lichtmeß fällt; wird hingegen Septuagesima nach Lichtmeß gefeiert, so erlöschen die letzten Strahlen der freudehellen Weihnachtszeit erst am Samstag vor Septuagesima, an dem auch das frohe Alleluja verstummt.

2. Die große Heilstatsache, die den Gegenstand des hl. Weihnachtsfestes bildet, ist die Geburt des menschgewordenen Sohnes Gottes aus der jungfräulichen Mutter im Stalle von Bethlehem. Obwohl er wahrer Gott war, ist und blieb, hat er sich doch selbst entäußert und Knechtsgestalt angenommen. Als Gottmensch zieht er in seiner menschlichen Natur das ganze menschliche Geschlecht an sich und macht es zu seinem mystischen Leibe, teilt ihm seine Würde (Gotteskindschaft), sein Leiben (heiligmachende Gnade) sowie seine Berufung zur Gottesverherrlichung und zum seligen Besitze Gottes im Himmel mit. Alle Gnaden und alles Heil, das wir im gegenwärtigen Leben erhalten und im zukünftigen Leben erhoffen, gründen in der Menschwerdung und in der Geburt des Sohnes Gottes: im Weihnachtsgeheimnis.
Weihnachten ist das Fest der Liebe und der erbarmenden Herablassung Gottes zu uns. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab“ (Joh. 3, 16). Deshalb ruft uns Weihnachten zum innigsten Dank gegen Gott auf, zur vollen Gegenliebe, zur ungeteilten Hingabe an den menschgewordenen Gott, zum unerschütterlichen Vertrauen und zu treuer Nachahmung.
Mit der dogmatischen und aszetischen Beziehung des hl. Weihnachtsfestes verbindet die hl. Liturgie noch einen weiteren Gedanken: sie erkennt in dem auf Erden sichtbar erschienenen Gottessohn vor allem den König und Herrscher, der in dem Gottesreich auf Erden, in der Kirche und in der Einzelseele, seinen Thron aufschlägt, um dann in der zweiten Ankunft vollkommen von ihm Besitz zu ergreifen und das irdische Gottesreich in das himmlische, ewig selige Gottesreich übergehen zu lassen. Das schwache Kind der Krippe wird in der Liturgie der hl. Weihnachtszeit mit unverkennbarem Nachdruck im Lichte der Herrlichkeit des Gottkönigs geschaut, der im Himmel zur Rechten des Vaters thront und sich rüstet, wenn seine Stunde gekommen, herniederzusteigen und seine Braut, die in der hl. Kirche gereinigte und geheiligte Menschheit, zur ewigen Gottschau (Epiphanie, Theophanie) und Gottvermählung heimzuholen. Weihnachten weist also über sich hinaus und ist selber wieder ein „Advent“, die Erwartung eines noch Größeren.

3. Neben dem göttlichen Sohne erscheint in der Weihnachtszeit, ähnlich wie im Advent, seine jungfräuliche, unversehrte Mutter Maria: als Gottesgebärerin in der Grotte von Bethlehem (Weihnachtsfest), als Mutter des Königs an Epiphanie, als Fürbitterin und Mittlerin auf der Hochzeit zu Kana (2. Sonntag nach Erscheinung), als starkmütige Mutter, die ihr Liebstes zum Opfer bringt (Lichtmeß). Der Liturgie ist Maria zugleich ein Bild der Kirche und der einzelnen Seele, die Christus in Liebe und Teilnahme begleitet und nach seiner Wiederkunft ausschaut.
Neben Maria erscheinen in mannigfachen Einzelfesten auch zahlreiche Heiligengestalten. Sie sind Zeugen und Frucht der ersten Ankunft Christi, wie auch Zeugen der in ihnen vollendeten Erlösung; für uns sind sie Lehrmeister, wie wir uns auf die Ankunft Christi bereiten sollen.

4. Die Hauptabschnitte dieser Zeit spiegeln sich auch im Wechsel der liturgischen Farben wider. Die Farbe der eigentlichen Weihnachtsfeste und Weihnachtstage wie der Epipahnie ist das lichte Weiß. Nach der Feier des Erscheinungsfestes tritt die Farbe des neuen Lebens und Hoffens auf: das Grün. Es führt zugleich vermittelnd zum Violett der Septuagesima hinüber.

5. Der älteste Kern unsres Weihnachtsfestkreises ist das Hochfestpaar der Geburt und der Erscheinung des Herrn. Mit dem letzteren Fest, am 6. Januar, reichen die Ansätze dieses Kreises sicher bis ins 3. Jahrhundert hinauf.








Abtei Mariawald
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