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EINFÜHRUNG

1. Kl. mit Oktav 1. Kl. Farbe rot
Stationskirche: St. Peter

  1. Sieben Wochen sind seit Ostern vergangen. Pfingsten ist angebrochen und mit ihm der dritte und letzte Abschnitt der Osterzeit.

    Das Pfingstfest des Alten Bundes war zunächst ein Erntefest, ein Dankfest für die neue, von Gott bescherte Getreideernte, die in den Wochen zwischen Ostern und Pfingsten gewonnen wurde. Es war sodann das feierliche Gedächtnis der Verkündigung des Gesetzes auf dem Sinai und der Übergabe des Gottesgesetzes an das auser­wählte Volk. Der Pfingsttag galt den Juden als Tag der Vollendung.

    Das christliche Pfingstfest ist das Fest der innerlichen Gesetzgebung des Neuen Bundes, des Bundes der Gnade und der Liebe durch die Herabkunft des Hl. Geistes. Dieser ist das ewige Feuer der Liebe und der persönliche Erguß der Liebe des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater. Er kam unter gewaltigem Sturmes­brausen vom Himmel her und erfüllte das Gemach, in dem die Apostel mit Maria im Gebet versammelt waren; er teilte sich den Aposteln mit und schrieb das Gesetz Christi in ihre Herzen ein, damit sie, er­füllt von seinem Licht und seiner Kraft, es zu den Völkern trügen.

    Pfingsten ist der Gründungstag, die feierliche Einweihung der von Christus gestifteten Kirche. Durch das Sprachenwunder ge­langte das Wort des Apostelfürsten Petrus unmittelbar zu den ver­schiedensten um ihn versammelten Völkern, und so wurde der Tag der Stiftung der Kirche zugleich ein reicher Erntetag Christi. Der Hl. Geist ist vom ersten Pfingsttage an die Seele der heiligen Kirche, des mystischen Leibes Christi; er belebt, leitet, lehrt und bewahrt sie vor jedem Irrtum.

    Der Hl. Geist ist auch den einzelnen Gliedern der Kirche mitgeteilt: den Seelen, und bringt in ihnen das Leben der Gnade und Tugend hervor sowie die kostbaren Früchte des Geistes: «Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Mäßigkeit, Enthaltsamkeit, Keuschheit» (Gal. 5, 22). Das Wunder des heiligen Pfingsttages in Jerusalem wird in der Kirche immerdar fortgesetzt und fruchtbar gemacht im Sakramente der hl. F i r m u n g.

    Darum ist das Pfingstfest zugleich das Dankfest für die Firmgnade und mahnt dazu, sie in uns neu aufleben zu lassen.

  2. Liturgisch ist das heilige Pfingstfest die Jubeloktav des Osterfestes(siebenmal sieben Tage), Vollendung und Abschluß Osterfestkreises. In der Geistessendung wird das Erlösungswerk Christi besiegelt und an der Kirche zur Vollendung gebracht. Die an Ostern in der hl. Taufe Neugeborenen erhalten in der Herabkunft des Hl. Geistes die Kraft und den Beruf für das Leben der Vollreife in Christus, für ein Leben des Kampfes, der Arbeit, der Liebe und des Opfers. Das heilige Pfingstfest macht uns zu Helden, zu Streitern für Christus und stellt uns die große Aufgabe, als ganze Christen durch das Leben zu gehen, der großen Vollendung entgegen, die wir in der Wiederkunft Christi erfahren sollen.

    Im Mittelpunkt der Liturgie der Pfingstfeier steht die hl. Messe, die lebendige Nachbildung und Vorführung des Erlösungstodes Christi, aus dem für den Heiland die Verklärung erwuchs und der auch für uns der Urquell aller Gnaden, auch der Geistessendung, ist.

    Weil Rot die Farbe des Feuers und der Liebe ist, so ist es auch die kirchliche Farbe der Feier der Geistessendung.

  3. Aus der Geschichte des Festes. Unsrem deutschen Fest­namen Pfingsten liegt das griechisch-lateinische Wort Pentecostes zu Grunde. Es besagt: der «fünfzigste» (Tag), nämlich nach Ostern. In dieser Übernahme der fremd- und altsprachlichen Festbezeichnung prägt sich etwas vom einigenden Pfingstfeste aus. Das Pfingstfest gehört zu den apostolischen Teilen unsres Kirchenjahres. Für die Christengemeinden, die die lebendigen Zeugen und Früchte jenes großen Gründungstages der Kirche mit den Wundern der Geistesgaben vor Augen hatten, war die Jahresfeier des Ereignisses der Geistessendung und -spendung selbstverständlich. Schon den hl. Völkerapostel Paulus sehen wir auf dieses Fest besonderes Gewicht legen (Apg. 20,16).

    Nach dem Berichte der Pilgerin Ätheria wurde in Jerusalem gegen Ende des 4.Jahrhunderts das Fest mit einer Nachtfeier eingeleitet; der erste Gottesdienst am Morgen fand auf Golgotha, der zweite auf Sion, dem Orte der Herabkunft des Hl. Geistes, statt. Am Nachmittag schloß sich auf dem Ölberg eine Feier an zur Erinnerung an die Himmelfahrt des Heilandes.

    In Anlehnung an die ersten Pfingstereignisse wurde dieses Fest vor allem in Rom neben Ostern der zweite feierliche Tauftag. Darum erhielten Pfingstvigil und Pfingstwoche eine ähnliche Aus­stattung wie Ostervigil und Osterwoche. Bereits zur Zeit des hl. Leo d. Gr. (440-461) folgten nach altem römischem Brauch dem Pfingstfeste die heute noch üblichen drei Quatember-Fasttage. Sie wurden als eine heilige und fruchtreiche Gabe des Hl. Geistes auf­gefaßt ; denn er regt zur Entsagung an, und diese hilft zum Liebeswerk der Almosen. Weil man Pfingsten als Abschluß der Osterzeit be­trachtete, hatte das Pfingstfest ursprünglich keine Oktav; diese kam in der römischen Kirche im 11. Jahrhundert auf.

    Die Stationskirche ist St. Peter, die Weltkirche und zugleich die Kirche des Apostels, der am ersten Pfingsttage der werdenden Kirche das Geheimnis der Geistessendung deutete.

    Wir versammeln uns heute im Geiste der Kirche des hl. Petrus, um die Fülle des Hl. Geistes wieder zu empfangen. Der Hl. Geist umfaßt alle Länder und Sprachen (Intr.). Was die Lesung erzählt, soll heute an uns aufs neue geschehen; darum rufen wir flehentlich um die Herabkunft des Hl. Geistes auf uns (Allel., Sequentia); wir bedürfen ja seines Friedens, seiner Unterweisung und Kraft (Evang., Offert.). Wenn Christus in der hl. Wandlung sich opfert, dann bringt er auch den Hl. Geist in seine Kirche und in die Einzelseele (Comm.).



Abtei Mariawald
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