Lectio (Cant. 3, 2-5; 8, 6-7)Lectio libri Sapientiæ. Surgam, et circuibo civitatem; per vicos et plateas quæram, quem diligit anima mea: quæsivi illum, et non inveni. Invenerunt me vigiles, qui custodiunt civitatem. Num quem diligit anima mea, vidistis? Paululum cum pertransissem eos, inveni, quem diligit anima mea: tenui eum, nec dimittam, donec introducam illum in domum matris meæ et in cubiculum genitricis meæ. Adjuro vos, filiæ Jerusalem, per capreas cervosque camporum, ne suscitetis neque evigilare faciatis dilectam, donec ipsa velit. Pone me ut signaculum super cor tuum, ut signaculum super brachium tuum: quia fortis est ut mors dilectio, dura sicut infernus æmulatio: lampades ejus lampades ignis atque flammarum. Aquæ multæ non potuerunt exstinguere caritatem, nec flumina obruent illam: si dederit homo omnem substantiam domus suæ pro dilectione, quasi nihil despiciet eam. Ich will mich aufmachen und die Stadt durchstreifen. In den Gassen und Straßen will ich Ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte Ihn und fand Ihn nicht. Es trafen mich die Wächter, welche die Stadt bewachen. «Habt ihr Ihn gesehen, den meine Seele liebt?» Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich Ihn, den meine Seele liebt. Ich hielt Ihn fest und will nicht von Ihm lassen, bis ich Ihn führe in das Haus meiner Mutter, in das Gemach derer, die mich geboren. [Bräutigam:] Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Gazellen und Hirschen der Fluren! wecket nicht, wecket nicht auf die Geliebte, bis sie selbst es will. [Braut:] Drücke mich wie ein Siegel auf Dein Herz, wie ein Siegel auf Deinen Arm; denn stark wie der Tod ist die Liebe, ihr Eifern unerbittlich wie die Unterwelt (diese gibt niemand mehr zurück, den sie einmal verschlungen); ihre Flammen sind flammendes Feuer, flammende Glut. Viele Wasser vermögen die Liebe nicht zu löschen, und Ströme können sie nicht überfluten. Wollte jemand auch alle Habe seines Hauses geben für die Liebe: für nichts würde man es achten.
Abtei Mariawald |