Abteikirche
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Von der Statio

  1. Um den Gottesdienst womöglich an Orten und Heiligtümern zu begehen, die mit dem Geheimnis des Tages und Festes in näherer Beziehung standen, und um die gemeinsame Feier möglichst reich ausgestalten zu können, verlegte man in Rom wie andernorts im Morgen- und Abendland, besonders in Jerusalem, an gewissen Tagen den Gottesdienst in bestimmte Kirchen, in die sogenannten Stationskirchen. Die Gläubigen Roms zogen im Mittelalter bis ins 14. Jahrhundert an diesen Tagen mit dem Papste oder dessen Stellvertreter, betend und singend, in Prozession zu der bestimmten Kirche, wo der feierliche Gottesdienst (statio von stare stillestehen = Standort, Versammlungsort, später = gottesdienstliche Versammlung) stattfand.

    Noch heute erinnert die Angabe der jeweiligen Stationskirche vor manchem Meßformular an diesen alten schönen Brauch der römischen Mutterkirche. In Rom fand der Ausbau der Stationsgottesdienste der Überlieferung gemäß im großen und ganzen unter dem heiligen Papst Gregor d. Gr. († 604) seinen Abschluß. Manche Züge der römischen Stationsordnung bestanden freilich schon früher.

  2. Zu den Stationskirchen gehören vor allem die sieben Haupt- und Patriarchalkirchen Roms, die liturgischen Mittelpunkte seit dem 4. und 5. Jahrhundert: Lateran, St. Peter, St. Paul, St. Maria Maggiore (Groß St. Marien), St. Croce, St. Laurentius und die Apostelbasilika, dann die alten bis ins 3. und 4. Jahrhundert hinaufreichenden 25 «tituli», Pfarrkirchen Roms; hierzu kamen seit dem 7. Jahrhundert noch andere Kirchen, z.B. St. Apollinaris.

  3. Die Stationskirche dürfte nicht selten manche Texte der jeweiligen Meßfeier mitbestimmt haben. So ist das Evangelium vom Gericht am Montag der ersten Fastenwoche wohl nicht ohne Zusammenhang mit dem an die Stationskirche, St. Peter zu den Ketten, ursprünglich anstoßenden Stadtpräfektur-Gebäude (Gerichtshof) gewählt worden; ebenso das Evangelium des Pfingstmontags in derselben Stationskirche. Die Kirche St. Anastasia lag neben den Haupthandelsplätzen und Wechselstuben des alten Rom; dieser Umstand kann die Wahl des Evangeliums von der Austreibung der Wechsler aus dem Tempel beeinflußt haben (Dienstag in der ersten Fastenwoche). Die Stationskirche St. Paul hat die Epistel am Sonntag Sexagesima, die Kirche der hl. Susanna Epistel und Evangelium am Samstag in der dritten Fastenwoche offenbar mitbestimmt.

  4. In der Stationskirche lebt das Bewußtsein von der Gemeinschaft der Heiligen besonders mächtig auf. Wir fühlen uns eins mit dem Heiligen, in dessen Kirche wir im Geiste sind. Die Stationskirche ist das «Haus» des Heiligen, in dem sich die Gemeinde einfindet. Sie feiert in innigster Seelen-, Geistes- und Gütergemeinschaft mit ihm das heilige Opfer.

    Die Stationskirchen prägen auch die Wahrheit von dem einen Opfer in der einen Kirche aus; unsre Heimatkirche ist zur römischen Stationskirche geworden, wir sind in das Zentrum der Einheit der katholischen Kirche und Liturgie versetzt, nach Rom, und scharen uns im Geiste bei der Feier der heiligen Messe um den Hohenpriester, den Stellvertreter Christi: «ut sint unum» (Joh. 17, 22).


Abtei Mariawald