Abteikirche
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Liturgie und Gesang

  1. Seitdem der göttliche Heiland nach der Einsetzung der heiligen Eucharistie im Abendmahlssaale, nach dem ersten heiligen Meßopfer, mit seinen Jüngern den Hymnus gesungen, seitdem der hl. Paulus die Gemeinde von Ephesus zum Lobsingen in der Freude des Heiligen Geistes aufgefordert hat, war es auch immer der Gesang, der die christliche Liturgie verklärte.

    Das mußte so kommen. Das Sich-eins-Wissen und –eins-Fühlen mit Christus, das Beseligende, das er mit der Gotteskindschaft in die Seelen gesenkt, die Glut der Gottesliebe, die er in den Herzen entzündet hat, das Verbundensein mit der Liturgie des Himmels und mit ihren Liedern, wie sie der hl. Johannes gehört hat, das mußte dazu drängen, daß die heiligen Texte in gehobener Sprache, in heiligem Gesang zum Vortrag kommen.

    So sind im Laufe der Jahrhunderte Melodien entstanden, die das Gepräge der Heiligkeit an sich tragen und auch als Meisterwerke der Kunst immer mehr bewundert werden. Man nennt sie Choral, weil die meisten von ihnen im Chore in der Nähe des Altares und von dem dort versammelten Chore der Kleriker gesungen werden. Man nennt sie auch Gregorianischen Gesang, weil der hl. Papst Gregor d. Gr. sich um diese Lieder Verdienste erworben hat.

  2. Aber nicht bloß die Kleriker sangen in der Kirche. Auch das Volk nahm an dem Gesange regen Anteil. So soll es jetzt wieder werden. Das ist der sehnlichste Wunsch der beiden Päpste Pius X. und Pius XI. Letzterer verordnete in einem an die ganze Kirche gerichteten Schreiben folgendes: «Damit die Gläubigen mehr aktiv am Gottesdienste teilnehmen, muß der Gregorianische Choral, soweit er für das Volk in Betracht kommt, bei diesem wieder frommer Gebrauch werden . . . Die Gläubigen sollen nicht als Fremde oder als stumme Zuschauer an den heiligen Zeremonien teilnehmen, sondern, ganz ergriffen von der Schönheit der Liturgie, sollen sie ihre Stimme im Wechselgesang mit der des Priesters und des Sängerchores ertönen lassen.»

    Hier eröffnet der Heilige Vater ein weites Arbeitsfeld. Das Volk soll wieder in innige Verbindung kommen mit dem Priester am Altare. Jeder Zuruf und jede Antwort macht diese Verbindung inniger und stärker und dem Singen der alten Kirche gleich, das, wie der hl. Ambrosius sagt, so feierlich und gewaltig war wie das Rauschen des Meeres. So soll die betende Kirche auch zur singenden Kirche werden. Sie wird aber nur dann ihre Aufgabe richtig lösen, wenn sie auch beim Gesange die betende, mit der eucharistischen Opferfeier verbundene Kirche bleibt und auch ihren Gesang mit den heiligen Engeln als heilige Opfergabe zum Altare bringt.



Abtei Mariawald