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Nach vier Wochen Vorbereitung, die uns die Jahrhunderte und Jahrtausende des Harrens auf den Welterlöser lebendig vor die Seele führten, sind wir am 25. Dezember angelangt. Die Wahl dieses Tages, dem alljährlich die Ehre vorbehalten ist, die Geburt Christi zu feiern, ist nicht ohne Bedeutung. Wie die von diesem Tage an bei uns wachsende Sonne die Herrschaft der Nacht mehr und mehr zurückdrängt, so mußte und muß vor Christus, der wahren Sonne, die Sündennacht abnehmen und schwinden.
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In der liturgischen Feier der hl. Messe geschieht etwas Ähnliches wie damals in Bethlehem: wie Christus, der allbeherrschende König, einst als liebenswürdiges Kind aus der heiligsten Jungfrau geboren wurde, so kleidet er sich jetzt in das Lichtgewand der hl. Eucharistie und erscheint in unserer Mitte, um in uns wiedergeboren zu werden. Unser Bethlehem ist der Altar, auf dem Christus in der hl. Messe gegenwärtig wird. Unser Bethlehem ist unsre Seele, in die Christus in der hl. Kommunion herniedersteigt. Hier will er, abseits vom Lärm und dem eitlen Treiben der Welt, in Stille und Verborgenheit «Gestalt annehmen» (Gal. 4, 19); er will unsrer Seele seine Züge einprägen, seine Art in ihr ausbilden.
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Zur Geschichte des Weihnachtsfestes. Das Weihnachtsfest knüpft nicht wie Ostern und Pfingsten an jüdische Vorbilder an, sondern hat ganz christlichen Ursprung. Weder die Hl. Schrift noch die kirchliche Überlieferung geben uns genaue Kunde von dem Tage der Geburt Christi. Wohl vom 3. Jahrhundert ab wurde das Andenken an dieses Ereignis an einigen Orten, besonders im Morgenland, am 6. Januar gefeiert. Im Festkalender der römischen Mutterkirche dagegen erscheint bald nach dem Frieden der Kirche (313) unter Konstantin d. Gr. am 25. Dezember ein selbständiges Fest der Geburt unsres Herrn. Dieser Tag war in der römischen, heidnischen Religion jener Zeit der Festfeier der «unbesiegten Sonnengottheit» (Sol invictus) geweiht. Die christlich-römische Weihnacht trat zu dieser in Gegensatz. Sie galt der uns aufgehenden wahren, göttlichen «Sonne der Gerechtigkeit», Christus, dem erschienenen Sieger über die finstere Macht und Nacht der Sünde und des Todes. Um das Jahr 400 hatte dieses Fest der römischen Kirche auch im Morgenlande Aufnahme und Verbreitung gefunden. Der Brauch, am hl. Weihnachtsfeste dreimal das hl. Opfer zu feiern, ist für die Gottesdienstordnung Roms bereits von Gregor d. Gr. († 604) bezeugt.
Abtei Mariawald
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