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Zum Ehrwürdigsten und Schönsten des gottesdienstlichen Jahres gehören die Quatembertage (Feriæ Quatuor Temporum). Sie sind ein Sonderbrauch der römischen Liturgie. Wie jede Woche durch die Feier des Sonntags eingeleitet und sozusagen eingeweiht wird, so bilden die vier Quatemberfeiern im Kirchenjahr gleichsam die Einweihung der vier  Jahreszeiten. 
  
Die Quatember umfassen je drei Tage:  Mittwoch,  Freitag  und  Samstag der sogenannten Quatemberwochen. Die Winterquatember fallen in die dritte Adventswoche, die Frühlingsquatember in die erste Fastenwoche, die Sommerquatember in die heilige Pfingstwoche und die Herbstquatember in die Woche nach Kreuzerhöhung (14. Sept.).
  
Die  liturgische Farbe der Quatembertage ist violett; denn sie haben  Bußcharakter, aber keineswegs Trauergepräge. Sie weisen die Seele nach innen und aufwärts, ziehen sie weg von irdischer Verstrickung. Dazu dienen Fasten und Abstinenz, die mit diesen Tagen verbunden sind. Daneben sind sie aber auch bestimmt,  Gottes  Segen  auf  Saaten  und  Früchte  der natürlichen Jahreszeiten herabzuflehen, für empfangenen Erntesegen freudig zu  danken  und zu  Spenden  an Arme anzuregen. Die Quatember sind daher im Sinne der heiligen Liturgie Tage der Erhebung  der Seele zu Gott, aber auch der Bitte ums tägliche Brot und dankbarer Armenliebe.  
  
Den Höhepunkt der Quatemberfeiern bildet jeweils der  Samstag  der Quatemberwochen. Schon die Anlage seiner Vormesse verrät das: statt zweier biblischen Lesungen hat sie derer sieben. Diese Samstage sind von alters her auch bevorzugte Tage zur Erteilung der heiligen geistlichen Weihen, insbesondere  der Priesterweihe, und schenken so dem Volke Christi immer neue Hirten. In der lebendigen Überzeugung, wie wichtig es für die Gläubigen ist, auf den Gotteswegen der Wahrheit und des Heiles sicher geführt zu werden, sollen sie an solchen Tagen eigens um gute Hirten beten.
  
Den Quatembertagen sind in gleicher Aufeinanderfolge immer dieselben  Stationskirchen  zugewiesen. Dem Quatember-Mittwoch  ist die altehrwürdige, große Muttergottesbasilika von Sancta Maria major zugeteilt, dem Quatember-Freitag  das römische Zwölfapostelheiligtum, dem Quatember-Samstag die vatikanische Basilika über dem Grabe des Apostelfürsten und ersten Oberhirten der römischen und allgemeinen Kirche; unter seine Obhut ist der Quatemberweihetag gestellt.
  
 
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Zur  Geschichte. Schon in ältester Zeit war in Rom außerhalb der österlichen Zeit in jeder Woche am Mittwoch und Freitag Halbfasten (bis Mittag 3 Uhr, sogenannte Stationsfasten). Die Quatemberfasten erscheinen als Überrest dieser Gewohnheit. Doch sind die Frühjahrsquatember erst später, im 5. Jahrhundert, dazugekommen. Unter dem hl. Leo d. Gr. (440 – 461) tritt die volle Vierzahl der Quatemberfeiern zutage. Der heilige Papst Gelasius I. (492 – 496) zeichnete sie dann mit der Würde von Weihetagen aus. Als die römische Liturgie im 8. und 9. Jahrhundert von den karolingischen Herrschern für ihr Reich angenommen wurde, fanden auch die römischen Quatemberfeiern weite Verbreitung. Auf deutschem Boden erhielten sie den Ehrennamen «Fronfasten», d.h. dem Herrn heilige, unverletzliche Fasten. Durch liturgische Bestimmungen Papst Pius‘ X. haben die Quatember ihre alte hervorragende Stellung im gottesdienstlichen Jahr in weitem Umfange zurückerhalten. 
 
 
 
  
Abtei Mariawald
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